Eid mubarak

Das „Al Umma“ Team wünscht allen Muslimen ein gesegnetes al Fitr Fest.

Ramadan 2011

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Geschwister,

das „Al Umma“ Team wünscht allen Muslimen einen gesegneten Ramadan!

„Ahlan wa Sahlan lieber Ramadan, komm herein!“

„Al Umma, Gemeinschaft“ Zeitschrift Ausgabe September 2010

Bismillahi ar rahmani ar rahim,

Alles Lob gebührt ALLAH. Wir danken Ihm, erstreben Seine Hilfe und bitten um Seine Vergebung. Und wir suchen Zuflucht bei Ihm vor dem Übel unserer eigenen Seelen und vor unseren Missetaten. Wen Allah rechtleitet, der wird nie fehlgehen. Wen ALLAH fehlgehen lässt, für den wird es keine andere Rechtleitung geben. Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah: nur Er ist es wert, angebetet zu werden. Er ist einzig und hat keinen Partner, und ich bezeuge, dass Muhammad – Friede und Segen seien auf ihm – Sein Diener und Sein Gesandter ist. Möge ALLAH (subhana wa ta’ala) meine Worte rechtleiten und sie auf einem gesegneten Weg zu meinen Geschwistern gelangen lassen. Möge ER mir vergeben, wenn sie falsch und unwahr sind, und sie uns sodann vergessen lassen. Amin.

„Ahlan wa Sahlan lieber Ramadan, komm herein!“

Salam alaikum meine lieben Brüder und Schwestern im Islam.

Es ist wieder soweit: der Ramadan steht vor der Tür – die segensreichste Zeit im Jahr. Alhamdulillah.

Aber was bedeutet der Ramadan überhaupt für uns Muslime? Für unseren Alltag? Für unseren Charakter? Für unsere Taten? Für unsere Beziehung zu ALLAH? Und was bedeutet er für unsere Zukunft als Muslime und als Ummah?

Besonders hier in Deutschland sind wir durch unsere nichtmuslimische Umgebung dazu gezwungen, uns bewusst mit unserer Religion und besonders unserem Fasten auseinanderzusetzen. Wir entscheiden uns in einer nichtfastenden Gesellschaft aktiv für das Fasten, während in arabischen Ländern eher passiv mit allen anderen zusammen gefastet wird. Dieses bewusste Fasten mag dem Einzelnen zwar schwerer fallen, bietet aber als bewusstes Fasten die einmalige Gelegenheit,  ALLAH unglaublich näher zu kommen.

Wir werden von unseren Freunden, Kollegen und Nachbarn ausgefragt, warum wir überhaupt fasten, wie sich das so anfühle und dass das doch eigentlich sehr ungesund sei – besonders das Essenverschlingen am Abend. Und jeden Tag aufs Neue müssen wir mit Würde, Verstand und Wissen antworten – wir sind ja schließlich Muslime und besonders zu Ramadan versuchen wir, der eigentlichen Bedeutung dieses Begriffs im idealsten Sinne gerecht zu werden. Und mit jeder bestanden Prüfung verschönert sich unsere Wohnstätte im Jenseits. Alhamdulillah. Aber genau dieses tägliche Zusammenleben mit Nichtmuslimen im Ramadan gibt uns die unermessliche Gelegenheit, unser Selbst besonders im Vergleich zu Nichtmuslimen kritisch zu betrachten und zu beobachten. Denn unser Selbst ist im Ramadan am deutlichsten zu erkennen. Dadurch, dass alle Schaitane eingesperrt sind, ist man zu der Anerkennung gezwungen, dass die (eventuellen) schlechten Einflüsterungen von uns selbst kommen – von unserem Nafs. Die Gottesfürchtigen unter uns sagen „Alhamdulillah!“, denn sie wissen, dass ALLAH unser tiefstes Ich besser kennt als wir selbst. Sie wissen, dass uns vor ALLAH nicht auszeichnet, in welchem Land wir geboren wurden, wie reich unsere Verwandtschaft ist, wie hübsch unser Spiegelbild uns täglich zurücklächelt und welche Fähigkeiten und Talente wir besitzen. Bei all dem sollte man eher ALLAH preisen und tatkräftig dankbar und nicht stolz oder gar arrogant sein. Wir zeichnen uns dadurch aus, was wir aus diesen Gaben Gottes machen. Wie rein unsere Gedanken sind, wie gesittet unser Verhalten, wie ausgeschöpft unsere Talente, wie fest unsere Moral, wie regelmäßig unsere (guten) Taten und wie unbestritten ehrlich und tief unser Iman. Für die Gunst bei unserem Schöpfer gilt es also, dieses wirkliche und echte Ich zu bearbeiten und nicht die Flicken des Deckmantels der Dunya mit glitzernden Auszeichnungen zu verbergen. Somit strebt der Gottesfürchtige stets eine Charakterreinigung an. Als Muslim vergleicht man seine guten Taten nämlich nach oben, d.h. mit Geschwistern, die noch mehr gute Taten verrichten, um selbst eifrig noch mehr zu tun. Und man vergleicht seinen Besitz nach unten, um stets Alhamdulillah zu sagen. Im Ramadan haben wir nun also die einmalige Gelegenheit, so tief in uns hinein zu hören, wie es sonst nicht möglich ist. Wie oft rutschen uns Schimpfwörter heraus, wie oft schlechte Gedanken, wie überzeugend schnell gefunden ist die Ausrede für unser schlechtes Verhalten, wie schnell werden wir ungeduldig und wie schnell undankbar? Und im Ramadan ist es nicht der Schaitan, der uns etwas eingeflüstert hat. Das sind wir, geprägt durch unsere Umgebung, unsere Arbeit, unsere Werke und unser Gewissen. Testen wir uns doch mal selbst! Oder testen wir uns gegenseitig! Wir müssen zum Beispiel auf unsere Sprache und unsere Gedanken achten. Ist unser Iman ehrlich, so streben wir eine reine, stolze Sprache sowie würdevolle und dankbare Gedanken an. Ist das so bei uns oder nicht? Ist es wirklich immer so? Und wenn nicht, wie können wir unsere Sprache und unsere Gedanken verbessern? Die erste Zeit werden uns die schlechten Wörter erst auffallen, wenn sie schon ausformuliert wurden. Dann merken wir es, wenn wir es ausformulieren wollen. Und nach einer Zeit empfinden wir – inshaALLAH – gar nicht mehr das Bedürfnis danach, diese Worte in uns und um uns herum zu hören. Viele sagen, sie würden ruhiger werden, wenn sie sich über eine Sache so richtig mit Worten auslassen. Meine Erfahrung war es, dass man dadurch nur umso wütender wird. Sich gar nicht erst aufregen, unvermeidbare Dinge akzeptieren und zuerst 70 Ausreden für sein Gegenüber erfinden, weshalb seine Absicht und somit Tat keine schlechte war, das hilft mehr als alles andere. „Dann kommt die Bahn eben zwei Stunden nach dem eigentlichen Termin an. Na und? Ich wollte sowieso das Buch zu Ende lesen. Und jetzt schenkt ALLAH(s) mir diese zwei Stunden dazu. Und das in einer so interessanten Umgebung. Alhamdulilillah. Ich freu mich schon so sehr, meine Geschwister heute wieder zu sehen. Alhamdulillah!“ Oder wir können unsere Mitmenschen beobachten, wie schnell und intensiv manche sich über Kleinigkeiten aufregen, wie sie sich mit Unehrlichkeiten durch das Leben schieben und wie sie krampfhaft versuchen, die Glückseligkeit und innere Ruhe in einsamen, oberflächlichen und kurzlebigen Dingen zu finden. Welchen Nutzen und welchen Schaden erkennen wir? Entdecken wir vereinzelt unsere eigenen Taten in ihnen wieder? Also liebe Brüder und Schwestern. Nehmen wir die Möglichkeit im Ramadan wahr, uns selbst auf ehrliche und wahrhafte Art und Weise besser kennen zu lernen. Sodass wir unseren Charakter reinigen und verbessern können. Woraufhin ALLAH seine aktiven Diener für ihren Sieg bei dieser schweren Anstrengung belohnen und lieben kann. Alhamdulillah. ALLAH möchte uns lieben!

Liebe Geschwister. Sucht die Gemeinschaft. Sucht das Leben in der Ummah. Sucht die Vielfalt der Gedanken, der Herzen, der Dankbarkeiten und der Freundschaften. Verabredet euch mit euren Geschwistern: „Komm! Lass uns zusammen ins Paradies eingehen!“ Weist euch gegenseitig auf schlechte und gute Dinge hin. Schöpft aus den Guten und vermeidet die Schlechten. Und fragt euch strebsam, was können wir für unsere Ummah geben?

Also sagt: „Alhamdulillah! Der Ramadan ist da! Ich möchte Muslim sein und auch für immer bleiben! InshaALLAH!“

„Er lässt euch euere Taten gut werden und Er verzeiht euch euere Sünden, und wer gehorcht ALLAH und Seinem Gesandten, so hat er bereits gewaltigen Gewinn gewonnen.“ (Quran 33:71)

„Oh diejenigen, die ihr glaubt, fürchtet ALLAH mit wahrer Furcht und sterbt keinesfalls anders als Muslime.“ (Quran 3:102)

Mögen wir uns die Liebe von ALLAH verdienen. Mögen wir IHN und SEINE Liebe lieben. Amin

Schwester Anmar

Freundlichkeit vs. Strenge

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Allah ist freundlich und Er liebt Freundlichkeit, und Er lässt demjenigen, der freundlich ist, mehr Segen zuteil werden als dem, der streng ist. (Muslim, Hadithnummer 6601 )

Die kleine Hanna steigt aus ihrem Bett und geht zu ihren Eltern, die gerade frühstücken. „Hast du dir schon dein Gesicht gewaschen“, fragt ihre Mutter. „Geh dir dein Gesicht waschen!“ ergänzt der Vater. Hanna geht ohne zu antworten ins Bad und wäscht sich das Gesicht.
Nach der Schule geht Hanna sofort nach Hause. Die Mutter öffnet ihr die Tür. „As-salamu alaikum Hanna. Aber wie siehst du denn aus? Hab ich dir nicht gesagt, du sollst während der Pause nicht in diesem dreckigen Sandkasten spielen. Hanna versucht zu antworten: „Mama, wir waren heute mit der Klasse auf dem Spielplatz.“ Ihre Mutter antwortet: “Zieh dich sofort um!“
Am Abend sitzt die Familie gemeinsam am Esstisch. Auch Hannas Tante ist zu Besuch. Beim Trinken verschüttet Hanna etwas aus ihrem Glas. „Pass doch auf!“ ruft ihr Vater. Hanna ist traurig und schämt sich vor ihrer Tante.

Warum verhalten sich Hannas Eltern so streng und unfreundlich, wenn sie ihre Tochter auf Fehler hinweisen? Eigentlich sind sie doch liebe Eltern, die viel Schönes mit Hanna unternehmen und nur das Beste für ihr Kind wollen.

Eine Ursache, warum viele Eltern und Erzieher solche groben und unfreundlichen Verhaltensweisen bei der Zurechtweisung des Kindes anwenden, ist die Tatsache, dass dies der schnellste und einfachste Weg ist, um ein Kind vom unerwünschten Verhalten abzubringen. Das Verhalten des Kindes wird falsch bewertet. Es wird als eine Art Provokation wahrgenommen: „Das Kind will mich ärgern.“ Die unangemessene Reaktion der Erwachsenen resultiert deshalb aus persönlicher Wut und Zorn.
Das freundliche und ruhige Zurechtweisen hingegen ist auf den ersten Blick der schwierigere, anstrengende Weg.
1. Es bedarf der Geduld, wenn das Kind nicht schlagartig das unerwünschte Verhalten unterlässt oder der gewünschten Anweisung folgt.
2. Man muss sich angemessene Konsequenzen überlegen (wie z.B. „Wenn du weiterhin deine Schwester ärgerst, spielst du heute dein Lieblingsspiel nicht mit.“).
3. Nach mehr als einmaliger Ermahnung muss die Konsequenz durchgesetzt werden.
Wir sehen also, die freundliche, gerechte, bessere Erziehung bedarf mehr als nur einer Aneinanderreihung von Fehlerzuschreibungen und Befehlsanweisungen. Der Faktor Gemütlichkeit ist ein Grund, warum sich viele Erzieher, bewusst oder unbewusst, lieber die Erziehungsmethode der Strenge aussuchen.

Kurz- und langfristige Folgen
Bei kurzfristiger Betrachtung sieht die strenge und grobe Erziehungsmethode Erfolg versprechender aus. Das Kind ist oftmals so eingeschüchtert, dass es im betreffenden Moment sofort mit dem Verhalten aufhört oder einer Anweisung folgt.
Langfristig gesehen kann diese Methode jedoch schwerwiegende Folgen haben.
Es schadet beispielsweise der wertvollen freundschaftlichen Eltern-Kind-Beziehung, die v. a. in der Pubertät eine wichtige Rolle spielt. In Bezug auf das Thema Vertrauen bildet sich mit der Zeit eine Kluft. Das Kind wird die Eltern nicht mehr als erste und wichtigste Ratgeber ansehen.
Auch das Selbstvertrauen des Kindes wird dadurch stark geschädigt. Es lernt unbewusst: Das, was ich tue, ist falsch.
Zusammengefasst heißt das: Erzieherische Strenge in Form von Anschreien, unfreundlichem und grobem Zurechtweisen hat langfristig nicht die positiven Folgen, die die Erzieher eigentlich beabsichtigen.

Einem Bericht Aischas zufolge sagte Muhammad (Allahs Segen und Frieden auf ihm):
Freundlichkeit verleiht einer Sache Schönheit, und wenn sie weggenommen wird, hinterlässt dies einen Schaden.(Muslim, Hadithnummer 6602)

Das richtige Bewusstsein entwickeln
Für den Erzieher ist es von äußerster Wichtigkeit, das richtige Bewusstsein für den Umgang mit Kindern zu entwickeln.
Ein Kind befindet sich in seiner intensivsten Lernphase. Es hat einen großen Wissensdurst, probiert vieles aus und sucht seine Grenzen. Dabei sind Fehler, wie sie Hanna aus dem vorangegangenen Beispiel macht, vorprogrammiert.
Unsere Aufgabe als Erzieher ist es, dem Kind die richtigen Grenzen auf die richtige Art und Weise zu vermitteln.

Wie vermittle ich richtig
Nach Ingo Vogel findet Kommunikation auf zwei Ebenen statt. Auf einer Sach- und einer Beziehungsebene. Auf der Sachebene wird der Inhalt einer Aussage vermittelt und auf der Beziehungsebene werden Emotionen ausgetauscht. Dabei überwiegt die Wirkung, die wir über die Beziehungsebene vermitteln, mit einem Anteil von 6/7.

Das heißt: Wie ich etwas sage hat eine viel größere Wirkung auf mein Gegenüber als das was ich sage.
Wenn Hannas Vater nun beabsichtigt Hanna beizubringen, dass es besser ist, langsam und nicht hastig aus einem Glas zu trinken, sollte er sie freundlich darauf hinweisen, es ihr erklären und richtig vormachen oder mit ihr üben.

Freundlich sein heißt nicht inkonsequent sein
Eine falsche Annahme, die weit verbreitet ist, ist das Verständnis von Freundlichkeit als eine Art der Schwäche des Durchsetzungsvermögens. Freundlichkeit in der Erziehung heißt nicht, jegliches Verhalten des Kindes zu tolerieren. Es bezeichnet u.a. die Anrede, die Tonlage, die Wortwahl beim Ermahnen oder Belehren eines Kindes.
In der Sure 31, Verse 13, 16 und 17 spricht der Prophet Luqman (Allahs Frieden auf ihm) zu seinem Sohn. Bevor er ihm einen Rat erteilt spricht er ihn (sinngemäß übersetzt) mit der Anrede „Oh mein lieber Sohn“ an.
Von Muhammad (Allahs Segen und Frieden auf ihm) wird berichtet, dass er einen Jungen folgendermaßen auf seine groben Tischmanieren hinwies: „Mein Junge, beginne im Namen Allahs und esse mit deiner rechten Hand und esse von der Seite, die dir am nächsten ist.“(Buchari, Hadithnummer 5376)
Mit der Anrede, „Mein Junge“ baut Muhammad (Allahs Segen und Frieden auf ihm) ein persönliches Beziehungsverhältnis zu dem betroffenen Jungen auf. Daraufhin informiert er ihn kurz und knapp über das richtige Essverhalten, ohne dabei auf sein Fehlverhalten einzugehen.
Im Qur`an Sure 3, Vers 159 informiert uns Allah, der Erhabene und Allwissende, in umgekehrter Weise über die Wirkungen, die Muhammad (Allahs Segen und Frieden auf ihm) durch sein freundliches und barmherziges Verhalten auf seine Mitmenschen hatte.
„…wärst du aber rau und harten Herzens gewesen, so wären sie dir davongelaufen.“

Damit unsere Kinder erkennen, dass wir sie lieben und das Beste für sie wollen und uns weder seelisch noch körperlich davonlaufen, sollten wir dem freundlichen Umgang mit ihnen den angemessenen wichtigen Wert beimessen und einen alltäglichen freundlichen Umgang mit ihnen pflegen.

Orientiert euch an den Beispielen von Luqman und Muhammad (Allahs Segen und Frieden auf ihnen) und probiert es ernsthaft aus.
Erzählt uns doch in euren Leserbriefen von euren Erfahrungen.

Ilham Zeroual

Qadhaa und Qadar – Vorauswissen und Vorherbestimmung

Ausgabe 5 „Al Umma, Gemeinschaft“

Im Namen ALLAHs, des Allerbarmers, des Barmherzigen.
Alles Lob gebührt ALLAH, dem Herrn der Welten, und Segen und Frieden seien auf dem letzten Propheten (ALLAHs Segen und Friede auf ihm) auf seiner Familie, seinen Gefährten und auf allen, die ihnen bis zum Tag der Auferstehung auf die beste Art und Weise folgen.

Liebe Geschwister im Islam, as salamu alaikum wa rahmatullahi wa barakatuh – liebe Mitmenschen! Stellen wir uns vor, wir führten ein Leben ohne Platz für Kummer und Sorgen über Verpasstes oder Geschehenes. Ein Leben ohne „hätte ich doch“, „wenn ich das nur so und so gemacht hätte“. Es ist heutzutage nicht zu verleugnen, dass gerade die ständige Unruhe, Stress und die Unzufriedenheit über Nichterreichtes zu Krankheiten führt. Man hat Wünsche, man hat Ziele und manchmal setzt man zu deren Erreichung alle Hebel in Bewegung, wendet seine gesamte Energie auf und erreicht sie letztlich doch nicht. Es ist ein Kreislauf der nie zu enden scheint. Oftmals führt diese Frustration zu Depressionen und „Schicksalsschläge“ führen teilweise sogar bis zum Suizid und bis zur Tötung anderer Menschen. Was kann man nun tun? Wie kann man diesen Kreislauf unterbrechen?

Wenn wir Muslime von Iman sprechen so beinhaltet dies die bewusste Verinnerlichung von 6 Glaubenssäulen. Diese sind der Glaube an:

1. ALLAH (den Erhabenen)

2. die Engel

3. die Schriften (Bücher)

4. die Propheten

5. den Jüngsten Tag

6. die Vorherbestimmung und das Schicksal (arab.: al Qadhaa` und al Qadar)

Die bewusste Verinnerlichung von al-Qadhaa und al-Qadar ist somit eine der Säulen (Arkan) des Iman. Gemäß der Glaubenslehre der Angehörigen der Sunna und Gemeinschaft (ahlu sunna wa`l jamaa) lässt sich alles, was im Universum geschieht, in 2 Gruppen einteilen :

1. Sachen, die passieren und wo niemand eingreifen kann, z.B. Regen, Tod, Leben, Krankheit, Gesundheit usw.

2. Taten, die von Lebewesen mit eigenem Willen entstehen. Die Taten sind Ergebnisse ihrer Anstrengung und Entscheidung, eine Fähigkeit, die ihnen von ALLAH (dem Erhabenen) als Geschenk gegeben worden ist.

Alles geschieht nach dem Willen Allahs und gemäß Seiner Bestimmung, wie ALLAH, der Erhabene (sinngemäß) sagt: „Gewiss, jedes Ding erschufen Wir gemäß seiner Bestimmung (Qadr).“ (Sura Al-Qamar-54:49)

Nach Scheikh Muhammad Ibn Salih Al-Utheimin (möge ALLAH ihm barmherzig sein) beinhaltet der Glaube an die Vorbestimmung vier Dinge:

1. Der Glaube, dass ALLAH (gepriesen und erhaben ist ER) alle Dinge im Ganzen und im Detail weiß, ohne Anfang und ohne Ende, sei es bezüglich Seiner Taten oder der Taten seiner Diener.

2. Der Glaube, dass ALLAH dies in der „Wohlverwahrten Tafel“ (al-lauhul mahfudh) niederschrieb. Der Prophet (ALLAHs Segen und Friede auf ihm) sagte: „ALLAH schrieb die Beschlüsse bezüglich all seiner Geschöpfe, fünfzigtausend Jahre bevor ER die Himmel und die Erde erschuf, nieder.“ (Muslim, Nr. 2653)

3. Der Glaube, dass alle geschaffenen Dinge nicht existieren außer durch den Willen ALLAHs. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich auf Seine Taten oder auf die der geschaffenen Wesen bezieht.

4. Der Glaube, dass alle Geschöpfe von ALLAH erschaffen wurden, einschließlich ihrer Wesen, ihrer Eigenschaften und ihrer Bewegungen.

ALLAH, der Erhabene, sagt (sinngemäß) im Qur`an:
„Und es gibt nicht Verborgenes im Himmel und auf der Erde, das nicht in einem deutlichen Buch (verzeichnet) wäre“(27:75)

Nun stellt sich folgende Frage: „Muss ich mich denn überhaupt noch bemühen, wenn doch ohnehin alles vorbestimmt ist?“

Von Ali bin Abi Talib (möge ALLAH mit ihm zufrieden sein) wurde erzählt, dass der Prophet (ALLAHs Segen und Friede auf ihm) sagte: „Es gibt keinen unter euch, der seinen Platz in der Hölle oder im Paradies nicht zugewiesen bekommen hat.“ Ein Mann unter den Leuten sagte: “Sollen wir uns nicht darauf verlassen?“ Er sagte: Fahrt fort, denn jedem wird es erleichtert.“ (überliefert von Buchary und Muslim) Der Prophet (ALLAHs Segen und Friede auf ihm) befahl somit damit fortzufahren, gute Taten zu verrichten, und verbot, sich auf die Vorbestimmung zu verlassen.

Innerhalb der festgeschriebenen Vorbestimmung sind wir vollkommen frei in unserem Handeln.

Stellen wir uns vor, dass die festgeschriebene Vorbestimmung, z.B. die Geburt, die Versorgung und der Zeitpunkt des Todes ein Haus ist. Innerhalb dieses Hauses gibt es viele Türen, die zum Guten oder aber zum Schlechten führen. Durch welche Türen wir durchgehen möchten entscheiden wir selbst. Wir haben die freie Wahl, denn ALLAH (gepriesen und erhaben ist Er) hat uns die vollkommene Willens-, Entscheidungs- und Handlungsfreiheit gegeben. Für unsere Entscheidung und Handlungen werden wir letztlich von ALLAH zur Rechenschaft gezogen, denn ER hat uns Verstand und die Fähigkeit zum Begreifen und Unterscheiden gegeben. In unserem „Haus der Vorbestimmung“ können wir selbst entscheiden, ob wir Türen zum Erlaubten oder Verbotenen öffnen. Wir können entscheiden, ob wir den Weg ins ewige Paradies oder ins ewige Höllenfeuer gehen möchten. ALLAH, der Erhabene, sagt (sinngemäß) im Qur`an: …“- Unter euch gibt es manche, die das Diesseits wollen; unter euch gibt es aber auch manche, die das Jenseits wollen.-…“ (3:152)

So ist die Höhe unserer Lebensversorgung (arab.: rizq), unsere Lebensdauer und ob wir glücklich oder elend leben werden, bereits von ALLAH festgeschrieben. Abdullah berichtete: „Der Gesandte Allahs (Allahs Segen und Friede auf ihm) sagte zu uns – und Er ist ja der Wahrhaftige, der Glaubwürdige -:„Wahrlich, die Schöpfung eines jeden von euch wird im Leibe seiner Mutter in vierzig Tagen (als Samentropfen) zusammengebracht danach ist er ebensolang ein Blutklumpen danach ist er ebensolang ein kleiner Fleischklumpen. Danach entsendet Allah einen Engel, der mit viererlei beauftragt wird: Mit der Bestimmung seines Lebensunterhalts, seiner Lebensdauer und ob er elend oder glückselig sein wird. Dann haucht Er ihm die Seele ein. Ich schwöre bei Allah, dass es einige unter euch gibt, die wahrhaftig solche Werke der Bewohner der Hölle vollbringen, bis sie von ihr nur um eine Ellenlänge entfernt sind, dann ereilt sie das Vorherbestimmte, und somit vollbringen sie die Werke der Bewohner des Paradieses und gehen in dieses ein. Und es gibt einige unter euch, die wahrhaftig solche Werke der Bewohner des Paradieses vollbringen, bis sie von ihm nur um eine Ellenlänge oder zwei Ellenlängen entfernt sind, dann ereilt sie das Vorherbestimmte, und somit vollbringen sie die Werke der Bewohner der Hölle und gehen in diese ein.“ (Buchary Nr.6594)

Wie wir z.B. unser Geld verdienen und wofür wir es ausgeben entscheiden wir selbst. Wir können mit unserer Zunge Gutes sprechen oder aber lügen. Wir können mit unseren Händen anderen Menschen helfen, oder aber anderen Menschen Schmerz zufügen. Wir können unserer Wut freien Lauf lassen, oder aber unser Ego bändigen. Alles liegt in unserer Entscheidungsfreiheit, innerhalb der von ALLAH festgesetzten Vorbestimmung.

Definieren wir nun die beiden Begriffe und anhand der vorangegangenen Erklärungen wird der Unterschied deutlich: Al–Qadhaa ist ALLAHs allumfassendes Vorauswissen über die in der Realität eintreffende Zukunft aller Geschöpfe und Al–Qadar ist die Umsetzung/ Verwirklichung von Al–Qadaa durch Allahs Allmacht, gemäß Seinem Willen. Aber woher sollen wir nun wissen, welche „Türen“ wir wählen sollen und was der richtige und was der falsche Weg ist?

ALLAH (gepriesen und erhaben ist ER) hat allen Menschen den Islam als vollkommene Religion verkünden lassen. Es ist eine vollkommene Anleitung zu einem glücklichen Leben im Diesseits und im Jenseits. ALLAH sagt (sinngemäß) im Qur`an (Sure 5, Vers 3): „Heute habe Ich euch eure Religion vervollkommnet und Meine Gunst an euch vollendet, und Ich bin mit dem Islam als Religion für euch zufrieden.“

Und ALLAH hat allen Menschen Propheten entsandt. Der letzte Prophet Muhammad (ALLAHs Segen und Friede auf ihm) führte ein Leben in absoluter Gottergebenheit und Gottesfurcht. Er lebte den Quran und ihn sollen die Muslime als Vorbild nehmen und gemäß seinem Weg (Sunna) leben. Die authentischen Überlieferungen (ahadith) über den Propheten Muhammad (ALLAHs Segen und Friede auf ihm) beinhalten das, was er sagte, tat, verbot, gebot, richtete, das von seinem Herrn Berichtete (hadith qudsy,) ferner was er billigte, duldete und ohne Kommentar offen ließ. ALLAH (gepriesen und erhaben ist ER) sagt (sinngemäß) im Qur`an: „Wer dem Gesandten gehorcht, der gehorcht ALLAH.“ (4:80) „Ihr habt ja im Gesandten ALLAHs ein schönes Vorbild für einen jeden, der auf ALLAH und den Jüngsten Tag hofft und ALLAHs viel gedenkt.“ (33:21) „Was nun der Gesandte euch gibt, das nehmt; und was er euch untersagt, dessen enthaltet euch.“ (59:7)

Abu Huraira (möge ALLAH Wohlgefallen an ihm finden) berichtete, dass der Prophet (ALLAHS Segen und Friede auf ihm) sagte: „Jeder meiner Gemeinde (umma) wird ins Paradies kommen, außer demjenigen, der es ablehnt.“ Man fragte ihn: „Wer lehnt es denn ab, o ALLAHs Gesandter?“ Er antwortete: „Wer mir gehorcht, wird ins Paradies kommen, und wer sich mir widersetzt, lehnt es ab.“ (überliefert von Buchary, Nr. 7280)

Wenn wir uns aufrichtig bemühen nach Quran und Sunna zu leben werden wir den geraden Weg gehen. Wenn wir gemäß den Geboten und Verboten ALLAHs handeln, vollbringen wir das Gute und befinden uns auf dem Weg der Gottesfurcht. Tun wir das nicht und missachten Seine Gebote und Verbote, so werden wir uns auf dem schlechten Weg befinden, dem Weg der Sündhaftigkeit, dem Weg ins Höllenfeuer. Somit haben wir die Wahl und erhalten aufgrund unserer Entscheidung entweder die Belohnung für unsere Taten oder ihre Bestrafung. Wer sich nun aufrichtig bemüht den geraden Weg zu gehen, dem macht ALLAH dies leicht. Andernfalls wird ER ihm den Weg zum Schweren leicht machen. ALLAH sagt (sinngemäß) im Quran: „Was nun jemanden angeht, der gibt und gottesfürchtig ist und das Beste für wahr hält, so werden Wir ihm den Weg zum Leichteren leicht machen. Was aber jemanden angeht, der geizt und sich für unbedürftig hält und das Beste für Lüge erklärt, so werden Wir ihm den Weg zum Schweren leicht machen.“ (92:5-10) und ER (der Erhabene) sagt (sinngemäß): Jede Seele haftet für das, was sie erworben hat (74:38)

Das Wissen und die Verinnerlichung der Vorbestimmung ALLAHs führt zu innerer Ruhe und Geduld (arab.: sabr) und lässt die innere Unruhe, die Angst und die Einflüsterungen verschwinden. Der Prophet Muhammad (ALLAHs Segen und Friede auf ihm) sagte: „Wie seltsam ist doch die Lage des Mumin, denn alles ist gut für ihn, und das gilt nur für den Mumin. Wenn ihm etwas Gutes passiert, so ist er dankbar dafür, und das ist gut für ihn; und wenn ihm etwas Schlechtes passiert, so erträgt er es geduldig, und das ist gut für ihn.“ (überliefert bei Muslim – Nr. 2999)

Das Wissen und die Verinnerlichung von Qadhaa und Qadar lassen uns bewusst werden, dass die Dinge, die von ALLAH vorbestimmt sind, nicht von uns zu kontrollieren und wir dem Vollkommen unterworfen sind. Nur ALLAH verfügt über das absolute Vorauswissen und ER allein weiß, welche Ereignisse für uns gut sind und welche nicht. Dieses „Verborgene Wissen“ hat niemand außer ALLAH. Der menschliche Verstand hat seine Grenzen und nur ALLAHS Weisheit ist unendlich! Mit dieser Erkenntnis und der praktischen Umsetzung dieses Imans werden wir in allen Lebensphasen positiv, motiviert, standhaft, dankbar und zufrieden sein.

Umar Ibn al Khattab (möge ALLAH mit ihm zufrieden sein) sagte einem Gefährten: „Das Gute als Ganzes liegt in der Zufriedenheit (mit al-qadar). Wenn du damit zufrieden sein kannst, dann tue es, sonst sei standhaft.“

Alles andere, von uns Kontrollierbare, obliegt unserem freien Willen. So können wir im Einklang mit den Befehlen Allahs (swt) leben und gläubig sein oder im Widerspruch zu seinen Befehlen leben und dem Unglauben verfallen. So sind dann letztlich auch Schicksalsschläge und scheinbar Schlechtes stets gut für den Muslim, denn Abu Said und Abu Huraira berichteten, dass der Prophet (ALLAHS Segen und Friede auf ihm) sagte: „Den Muslim trifft keine Anstrengung, Krankheit, Sorge, Traurigkeit, Kränkung, noch Kummer, selbst wenn er nur von einem Dorn gestochen wird, ohne dass ALLAH ihm dafür etwas von seinen Fehltritten sühnt.“ (Buchary, Nr. 5641; Muslim, Nr. 2573)

Warum ist alles von ALLAH Vorbestimme letztendlich das Beste?

Wenn wir beispielsweise Krankheit und Armut erfahren, so ist dies aus rein menschlicher Perspektive und auf das diesseitige Leben bezogen ein Unheil für den Menschen, weil dies mit Schmerzen und Not verbunden ist. Aus der allumfassenden Perspektive ALLAHs (gepriesen und erhaben ist ER) und auf das Diesseits und Jenseits bezogen, bedeuten diese für den Menschen oft schwierigen Lebensabschnitte etwas Gutes, denn ALLAH (der Erhabene) vergibt dem Menschen für jeden Schmerz und jedes Leid einige seiner Sünden.

Durch Krankheit wird dem Menschen die Vergänglichkeit und der Tod vergegenwärtigt, was ihn indirekt an den eigentlichen Sinn im diesseitigen Leben erinnert, nämlich ALLAH (dem
Erhabenen) zu dienen. ALLAH sagt (sinngemäß) im Qur`an: „Und ich habe die Ginn und die Menschen nur (dazu) erschaffen, damit sie Mir dienen.“ (51:56)

ALLAH (der Erhabene) weiß am besten was gut für uns ist, denn unser Wissen ist nur beschränkt gemäß Seiner Vorbestimmung. Die Vorbestimmung gehört zu den Dingen, von denen der Mensch keine Kenntnis besitzt, da er sie intellektuell nicht erfassen kann. Nur ALLAH einzig und alleine verfügt über das allumfassende Wissen der Vorbestimmung.

Wenn wir uns ALLAHs Vorbestimmung bewusst sind, verinnerlichen, dass das Leben eine Prüfung ist und auch in schwierigen Lebensphasen standhaft und geduldig bleiben, so wird wahrlich kein Platz mehr sein für Unzufriedenheit und Kummer. Und wenn wir verinnerlichen, dass ALLAHs Vorbestimmung das Beste für uns ist, Ihm dienen und dem letzten Propheten Muhammad (ALLAHs Segen und Friede auf ihm) folgen, so wird innere Ruhe einkehren und wir werden, so ALLAH will (inshaALLAH), im Diesseits und ihm Jenseits wahre  Glückseligkeit erlangen.

Der Gesandte ALLAHs (ALLAHs Segen und Friede auf ihm) sagte: „Oh Kind, ich lehre dich einige Worte: wahre ALLAH, so wird Er dich bewahren, wahre ALLAH, so wirst du Ihn vor dir finden. Wenn du bittest, so bitte ALLAH und wenn du Hilfe suchst, so bitte ALLAH um Hilfe und wisse, dass wenn die ganze Menschheit sich versammeln würde, um dir zu helfen, so würden sie dir in keiner Angelegenheit helfen, außer in dem, was ALLAH für dich geschrieben (bestimmt) hat. Und wenn sie sich zusammentun würden, um dir zu schaden, so würden sie dir nur in dem Schaden zufügen, was ALLAH schon für dich geschrieben (bestimmt) hat. Die Stifte wurden hochgehoben und die Blätter sind getrocknet.“ (Sunan At-Tirmidhi Hadith Nr. 2516)

Jeder Erfolg ist von ALLAH und jeder Fehler von mir und dem verfluchten Satan. Und ALLAH, der Erhabene, weiß es am besten.

Kai Samir Djemali

Quellenverzeichnis

AL-MUNAJJID, Muhammad Salih Der Iman an al-Qadaa und al-Qadar (und sein Zusammenhang mit der Geduld). Aus Usul ad – Din al – Islami von Scheikh Muhammad ibn Ibrahim At – Tuwaidschri.Islam Q & A. (Frage Nr.: 12380). 2010 – 1431. Quelle:www.Fatawaa.de. Übersetzung: Islamisches Zentrum Münster e.V.
AL QUR`AN al Karim – Der edle Qur`an und die Übersetzung seiner Bedeutungen in die deutsche
Sprache. AS-SAMIT, Scheich `Abdullah Frank Bubenheim; Dr. NADEEM, Elyas (beide Übersetzer).
Königreich Saudi-Arabien: König-Fahd-Komplex
AL-SHEHA, Abdul Rahman: Der Anfang und das Ende. Erste Ausgabe MITTERHUBER, Dawud
(Übersetzer). ATEIA, Ahmed; GHEMBAZA Dr., Moulay Mohamed (Überarbeiter). Saudi Arabien:
islamland.com.
MOURAD, Samir; MOURAD, Roula; MITTENDORFER, Sylvia: Charakterreinigung: Tazkija – wie man
ein guter Mensch wird. Erstausgabe 2008. Karlsruhe: Deutscher Informationsdienst über den Islam (DidI) e.V.
RASUL, Muhammad (Übersetzer); Dr. Ing. Subi TAHA (Transkription): Qur`an Tagwied – Die annähernde Bedeutung in deutscher Sprache. 1. Ausgabe 2008. Damaskus (Syrien): Dar-el-Maarifa
RASUL, Muhammad Ibn Ahmad: Auszüge aus dem Sahih Al-Buhary. 10. verbesserte Auflage 2008.
Düsseldorf: IB Verlag Islamische Bibliothek Gemeinnützige Gesellschaft mbH
SalafiiMuslim. http://www.youtube.com: Die Vorbestimmung und die Verantwortlichkeit des Menschen (Teil 1 und 2) .Quelle: Shaykh Ibn Uthaymeen Pre Destination And Responsibility Of Man.Troid.Org
http://www.islampedia.de. Vorherbestimmung ALLAHs: Qadha (Vorauswissen) und Qadha (Vorherbestimmung)

Was bedeutet eigentlich …

in der arabischen Sprache gibt es viele Redewendungen und Begriffe, die man sehr oft hört. Hier sind einige der am Häufigsten verwendeten:

Alhamdulillah = Alles Lob gebührt ALLAH

ALLAHu akbar = ALLAH ist größer

ALLAHu alem = ALLAH weiß es besser

Alaihi s-salam = Friede sei mit ihm (bei Erwähnung eines der Propheten; außer Muhammed , ALLAHs Segen und Friede auf ihm; oder eines Engels)

As salamu alaikum = Der Friede sei mit Euch (Gruß unter Muslimen)

Astaghfirullah = ich bitte ALLAH um Vergebung

A´udhu billahi mina´sh – shaitani r-radgim = ich suche Zuflucht bei ALLAH vor dem verfluchten Satan

Biithnillahi = mit ALLAHs Erlaubnis

Bismillah = im Namen ALLAHs

Bismillahi r-rahmani r-rahim = im Namen ALLAHs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Dua = Bittgebet

Fi-sabillah = auf dem Weg ALLAHs

Hadith = Bericht über Aussprüche des Propheten (ALLAHs Segen und Friede auf ihm)

Halal = Erlaubtes

Haram = Verbotenes

Hibatullah = Gabe ALLAHs

Id ul- Adha = Opferfest

Id ul-Fitr = Fest des Fastenbrechens

InshaAllah = so ALLAH will

Islam = Gottergebenheit, Hingabe an ALLAH

Jazak ALLAHu khayran = Möge ALLAH dich belohnen

La haula wa la quwwata illa billah = es gibt keine Macht und keine Kraft außer durch ALLAH

La ilaha ilALLAH = es gibt keinen Gott außer ALLAH

MashaALLAH = ALLAH hat es so gewollt

Qur´an ( Koran) = das von ALLAH an seinen Propheten geoffenbarte Buch in arabischer Sprache

Rabbana, wa laka l´hamd = Unser Herr, Dir gebührt alles Lob

Rabbi ghfirli = Mein Herr, vergib mir

RadiALLAHu anhu = möge ALLAH mit ihm zufrieden sein (bei Erwähnung eines Prophetengefährten oder Gelehrten wie Imam Malik u.a.)

ALLAHjerhamuh = möge ALLAH ihm gnädig sein (bei Erwähnung eines Verstorbenen)

Ramadan = der Monat des Fastens, der Enthaltsamkeit

Salallahu alaihi wa salam = ALLAHs Segen und Friede auf ihm (bei Erwähnung des Propheten Muhammad)

SubhanALLAH = vollkommen ist ALLAH

Subhanahu wa ta ala = vollkommen und erhaben ist ALLAH

Ya ALLAH = O ALLAH

Ya Rabb = O Herr

Latifa Tertag

Quellen: http://www.islam-pedia.de

Neue Ausgabe der „Al Umma, Gemeinschaft“ Zeitschrift

As salamu alaikum wa rahmatullahi wa barakatuh,
ab sofort ist die neue Ausgabe der „Al Umma, Gemeinschaft“ Zeitschrift erhältlich. 

Auch diesmal mit interessanten Artikeln:

– Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
– das Scheidungsrecht im Islam
– Das Instrument Islam und die Standhaftigkeit

und viele mehr

 

Hadsch

Oktoberausgabe 2010

[22:27] Und rufe die Menschen zur Pilgerfahrt auf. Sie werden zu Fuß und auf jedem mageren Kamel aus allen fernen Gegenden zu dir kommen, [22:28] auf dass sie allerlei Vorteile wahrnehmen und während einer bestimmten Anzahl von Tagen des Namens Allahs für das gedenken mögen, was Er ihnen an Vieh gegeben hat. Darum esset davon und speist den Notleidenden, den Bedürftigen. [22:29] Dann sollen sie ihre persönliche Reinigung vollziehen und ihre Gelübde erfüllen und um das Altehrwürdige Haus wandeln.“

Die große Pilgerfahrt -Hadsch- ist die 5. Säule des Islams und etwas, das jeder Muslim für das Diesseits anstrebt. Hier soll ein kleiner Eindruck gegeben werden, wie der Hasch abläuft. Zuerst einmal müssen die notwendigen Voraussetzungen und Bedingungen dafür erfüllt sein. Dazu gehören unter anderem: die Person muss Muslim sein, sie muss finanziell dazu in der Lage sein, denn ein Hadsch auf Kredit ist nicht akzeptabel; außerdem soll die Person erwachsen, zurechnungsfähig und gesund sein. Frauen sollen die Pilgerfahrt nur in Begleitung ihres Ehemannes oder eines Mahram (Vater, Bruder, Sohn, Schwiegervater, Großvater, Ehemann) unternehmen.

Bevor die Reise zum Hause Allahs beginnt, sollte der Muslim sich darüber Gedanken machen, welche der 3 Hadscharten er oder sie durchführen möchte:

  • Hadsch Qiran: zuerst wird der Hadsch vollzogen und im Anschluss die Umra, beides mit einer Absichtsbekundung (Niyya) und einem Ihram

  • Hadsch Tamattu: zuerst wird die Absicht für die Umra gefasst und durchgeführt. Nach Beendigung wird der Ihram verlassen und in Makka wird dann die Absicht für den Hadsch gefasst und erneut der Ihram angelegt.

  • Hadsch Ifrad: es wird nur die Absicht für den Hadsch gefasst

Ihram

Um in den Ihram einzutreten, muss zuerst die Absicht am örtlichen Miqat (Grenze für das jeweilige Herkunftsland) gefasst werden. Danach werden alle Haare entfernt (Achsel, Intimbereich) und die Nägel geschnitten. Nach der Ganzkörperwaschung (Ghusl) legen die Männer die vorgeschriebene Kleidung für die große Pilgerfahrt an: 2 weiße Tücher ohne Naht, die gewickelt werden. Frauen tragen normale islamische Kleidung. Im Anschluss wird 3 x die Talbiya gesprochen: ‚Labbaik Allahumma labbaik, Labbaika la sharika Laka labbaik, Inna-l-hamda wan-ni’mata Laka walmulk, La sharika Lak‘.

Abdullah Ibn `Umar, Allahs Wohlgefallen auf beiden, berichtete: „Die Talbiya des Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, war wie folgt: „Labbaika-llahumma labbaik. Labbaika la Scharika laka labbaik. Inna-l-Hamda wa-n-Ni`mata, laka wal-Mulk. La Scharika lak.“*

(*Dies bedeutet: „O Allah, mein Gott, da bin ich eilend zu Dir gekommen, da bin ich. Da bin ich zu Dir gekommen, Teilhaber hast Du nicht, und da bin ich. Wahrlich, alles Lob gebührt Dir, die Gnade ist nur von Dir, und das Königreich gehört nur Dir. Teilhaber hast Du nicht.“ [Sahih Al-Bucharyy Nr. 1549]

Folgendes ist im Ihram untersagt: Haare und Nägel schneiden, Parfüm zu verwenden, den Kopf zu bedecken (für Männer), das Gesicht zu bedecken, Streiten und Fluchen, sexuelle Handlungen, Jagd, Ehe schließen oder stiften.

Masjid al Haram

Betritt der Pilger die heilige Moschee und erblickt die Kaaba, so soll er 3 x sagen: „Es gibt keinen Gott außer Allah, Allah ist der Größte!“ Dann spricht er eine persönliche Du´a (Bittgebet). Im Anschluss folgt der Tawaf (Umrundung). Er beginnt so, dass sich der schwarze Stein rechts des Pilgers befindet. Dann muss die Absicht für den Ankunftstawaf gefasst und folgendes Bittgebet gesprochen werden: “ Im Namen Allahs, Allah ist der Größte. Oh Allah, ich glaube an Dich, ich halte Dein Buch für wahr, ich halte mein Versprechen Dir gegenüber und folge dem, was von Deinem Propheten Muhammed überliefert wurde.“ Anschließend wird, soweit dies möglich ist, der schwarze Stein geküsst oder berührt. Sollte dies aufgrund der großen Menschenmengen nicht möglich sein, reicht es aus, die rechte Hand in seine Richtung auszustrecken.

Der Hadith von `Umar Ibnal Khattab, Allahs Wohlgefallen auf ihm: `Umar, Allahs Wohlgefallen auf ihm, küsste den Schwarzen Stein und sagte: Ich weiß wohl, dass du nur ein Stein bist. Hätte ich selbst nicht gesehen, dass der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, dich geküsst hat, dann hätte ich dich nicht geküsst! [Sahih Muslim Nr. 2228]

Mit den Worten: „Bismillah, Allahu akbar!“ beginnt der Tawaf, der aus 7 Umrundungen besteht. Die rechte Schulter der Männer bleibt dabei unbedeckt. Während der Umrundungen soll der Pilger viele Bittgebete sprechen für das Gute im Diesseits und im Jenseits (wie z.B. „Rabbanaa atina fid dunya hasanat wa fil akhirati hasanat qinaa adhaban naar“).

Nach dem Tawaf begibt der Muslim sich zum Maqam Ibrahim (der Ort, an dem die Fußabdrücke Ibrahims zu sehen sind), um dort 2 Rak´at (Gebetseinheiten) zu verrichten. In der ersten Rak´a werden die Suren Al Fatiha und Al Kafiruun rezitiert. In der 2. die Suren Al Fatiha und Al Ikhlas. Im Anschluss daran werden Bittgebete an der Wand der Kaaba (Al Multasam) gesprochen.

Am Brunnen Zamzam trinkt der Pilger von der Quelle und spricht verschiedene Du‘ a.

Der Aufenthalt in Makka dauert bis zum 8. Tag des Monats Dhul-Hidscha. An diesem Tag begeben sich alle Pilger nach dem Duha Gebet in Richtung Mina. Auf dem Weg dorthin werden Bittgebete und die Talbiya gesprochen.

Am 9. Tag des Dhul-Hidscha, dem Tag von Arafat, reisen die Muslime von Mina nach Arafat, um dort bis zum Sonnenuntergang auf den Anhöhen zu stehen und Gebete zu verrichten, den Quran zu rezitieren und Du‘ a zu machen. Anschließend geht es direkt weiter nach Muzdalilfa, wo die Pilger in der Nähe der Moschee „Masch` ar al Haram“ verweilen und beten. In der Nacht werden 70 Steine gesammelt, die später zum Steinigen der Säulen benötigt werden.

Der 10. Tag von Dhul-Hidscha beginnt mit dem Morgengebet. Noch vor Sonnenaufgang verlassen alle Muzdalifa in Richtung Mina. Dort angekommen begeben sich die Pilger zu der größten der 3 Säulen (Dschamrat al Aqaba) und werfen 7 Steine nacheinander darauf. Diese sollen die Säule treffen oder in den die Säule umgebenden Kreis fallen. Das Werfen der Steine auf die Säulen symbolisiert das Steinigen des Teufels. Anschließend beginnt die Schlachtung der Opfertiere. Nach dem Schlachten rasieren sich die Männer das Kopfhaar; Frauen schneiden sich nur eine Haarsträhne ab. Die Verbote, die für den Ihram gelten, sind ab diesem Zeitpunkt hinfällig, mit Ausnahme von körperlichen Beziehungen.

Die Pilger begeben sich zurück nach Makka, wo der Tawaf al Ifadah durchgeführt wird. Anschließend werden wieder 2 Rak‘ at am Maqam Ibrahim verrichtet, Bittgebete an der Kaabawand gesprochen und Wasser vom Zamzam-Brunnen getrunken. Danach folgt der Sa‘ i (Lauf).

Sa’i

Der Lauf beinhaltet 7 Runden, beginnend bei dem Hügel Safa und endend bei dem Hügel Marwa. Bei Safa spricht man verschiedene Du‘ a und läuft dann nach Marwa. Dort spricht man ebenfalls Bittgebete. Dieser Lauf soll an die Suche Hagars (möge Allah mit ihr zufrieden sein) nach Wasser erinnern, die zwischen den beiden Hügeln hin- und her eilte.

`Asim berichtete: „Ich fragte Anas Ibn Malik: „Habt ihr es verabscheut, zwischen As-Safa und Al-Marwa zu schreiten?“ Er antwortete: „Ja, weil dies ein Kultbrauch der Dschahiliyya war, bis Allah folgenden Qur`an-Vers offenbarte: „Wahrlich, As-Safa und Al-Marwa gehören zu den Kultstätten Allahs und wer zu dem Hause pilgert oder die `Umrah vollzieht, für den ist es kein Vergehen, wenn er beide umschreitet.“ [Surah Al-Baqara (2):158]“ [Sahih Al-Bucharyy Nr. 1648]

Im Anschluss kehrt der Pilger nach Mina zurück und übernachtet dort.

Am nächsten Tag werden alle 3 Säulen mit den übrigen Steinen gesteinigt, der Größe nach aufsteigend. Bei jedem Wurf sagt man: „Allahu akbar!“ Im Anschluss begeben sich die Pilger zurück nach Makka.

Will der Pilger Makka verlassen, verrichtet er den Abschiedstawaf, betet 2 Rak’at am Maqat Ibrahim, trinkt vom Zamzam-Brunnen und geht dann zur Kaabawand (al Multasam) und bittet Allah um seine persönlichen Anliegen und spricht Bittgebete. Zum Abschluss begibt man sich zum schwarzen Stein, um ihn zu berühren bzw. die Hand nach ihm auszustrecken und Du‘ a zu sprechen.

Möge Allah, der Erhabene, uns allen eine Reise zu seinem Haus ermöglichen! Amin.

Latifa Tertag

 

 

Stoppt den Nationalismus

Oktoberausgabe „Al Umma“, Gemeinschaft

Nationalismus ist eine Krankheit, die die Menschen spaltet und uns zu schlechten Muslimen macht, da wir Geschwister anderer Herkunft anders behandeln oder diesen aus dem Weg gehen. Der Prophet (Allahs Segen und Friede seien auf ihm) hat über den Nationalismus gesagt: „Lasst ihn. Er ist übelriechend.“ (überliefert bei Bucharyy, 4905).

Ich selbst, der hier aufgewachsen und sozialisiert wurde, war sehr voreingenommen von „Ausländern“, obwohl ich hier selbst zu ihnen gehöre, da mein Vater Malaye ist.

Diesen Ausländerhass bekam ich selbst auch zu spüren, als Kind in Form von schlechteren Schulnoten, trotz voller Punktezahl in Tests, bis hin zum Erwachsen werden, während ich als 18-Jähriger in der Bundeswehr einfach nur „Türke“ genannt  und verhört wurde, als ob ich ein Terrorist sei, obwohl ich doch integriert war.

So wurde mir klar, dass Nationalismus nicht nur krank, sondern auch nicht realistisch sein kann. Ich kann nie ein „richtiger“ Deutscher sein, obwohl ich deutscher Muttersprachler bin, und trotz völlig an die deutsche Gesellschaft angepasster Persönlichkeit – da ich eben dunkle Haare und Augen habe.

Da traf ich auf folgenden Hadith: „[…] Es gibt keine Bevorzugung eines Arabers vor einem Nicht-araber noch eines Nichtarabers vor einem Araber, und kein Schwarzhäutiger wird einem Rot-häutigen vorgezogen noch ein Rothäutiger einem Schwarzhäutigen, außer in der Taqwa (Gottes-furcht)“. (überliefert in Musnad Ahmad)

Unser Schöpfer hat uns allesamt erschaffen und uns zu Nachfahren von Adam, Segen auf ihm, gemacht, egal welcher ethnischen Gruppe man angehört. Grenzen, die wie in Afrika mit dem Lineal von den Kolonialherren gezogen wurden, sind keine natürlichen Phänomene. So wurden viele Städte getrennt und befinden sich heute noch im Kriegszustand, wie die Länder Äthiopien und Somalia, die um Territorien kämpfen, obwohl sie demselben Volk angehören. Grenzen können sich auch jederzeit ändern, durch Kriege oder neue Abkommen.

Außerdem, wenn eure Mutter nach Ägypten auswandert, ist sie euch dann fremd, nur weil eine Linie auf einer politischen Karte euch trennt?

Ungeachtet dessen werden die vertriebenen Schwestern und Brüder aus Palästina in arabischen Nachbarländern diskriminiert und ausgeschlossen. So überlegt man, ob man den Palästinensern eine Arbeitserlaubnis geben soll, nach all den Jahren der Unterdrückung. „Keiner von euch ist eher gläubig, bis er für seinen Bruder nicht das wünscht, was er für sich selber wünscht.“ (überliefert bei Bucharyy und Muslim) Selbst im Land der Heiligen Kaaba haben es die Palästinenser oft schwer und haben nicht die gleichen Rechte wie die Saudis.

„Diese eure Gemeinschaft ist eine einige Gemeinschaft, und Ich bin euer Herr, darum dient Mir.“ (21:92)

Was ist aus der Umma (Gemeinschaft) geworden? Zerstritten und verhasst. „Die Muslime sind wie ein Körper. Schmerzt ein Körperteil, reagiert der übrige Körper mit Fieber und Wach sein.“ (An-Nu‘man Ibn Baschir) So lasst uns zu den Ehrenwerten gehören, wie uns der Islam lehrt und lasst uns zu denen gehören, die Gutes tun. Wenn man das nicht kann oder will, dann sollte man wenigstens dieses Fieber spüren und sich im Herzen wünschen, etwas zu ändern.

Auch hier bei euch zu Hause könnt ihr darauf achten, nicht zu den Nationalisten zu gehören. „Derjenige, der zu ‚Asabiya (Nationalismus) aufruft, gehört nicht zu uns“. (überliefert bei Muslim)

So sollte man darauf achten, sich in den Moscheen nicht ausschließlich mit seinen Brüdern und Schwestern aus seinem jeweiligen Herkunftsland zu beschäftigen und sich somit von der restlichen Umma zu trennen.

Deutsche, arabische, türkische Gemeinschaft? Nein liebe Schwester und lieber Bruder, nein, wir sind EINE Umma.

Wie kann es z.B. sein, dass, wenn ein Muslim eine Schwester heiraten möchte, es ihm verwehrt wird aufgrund seiner Herkunft und man lieber einen „Landsmann“ wählt, obwohl er nicht mal islamisch lebt?

So lasst uns Dua machen für alle Geschwister, auf dass wir Allahs Segen auf uns haben und dieses Fieber spüren und zu einer Umma werden, wie uns der Islam lehrt.

Yacoub

…und steht in Ergebenheit vor Allah.

Oktoberausgabe 2010

Über die Wichtigkeit und Notwendigkeit des Verrichtens der Gebete wird wohl kaum Unwissenheit und Zweifel unter Muslimen bestehen. Doch sagt Allah den Muslimen im Quran noch viel mehr zum Gebet, als dass es nur mit dem Absolvieren von vorgeschriebenen Bewegungen erledigt wäre. So heißt es: „Haltet die Gebete ein, so wie das mittlere Gebet und steht in Ergebenheit vor Gott.“ (2:238). Ohne Zweifel gehört zu dieser Ergebenheit die Demut, auf Arabisch khuschu´. In diesem Begriff steckt neben der demütigen Haltung auch die Bedeutung von leise werden und Bescheidenheit. Und wie könnte man dies nicht sein, wenn man sich vollends darüber bewusst ist, vor wem man dort im Gebet steht? So drückt sich Demut im Gebet dadurch aus, dass man in geistiger Anwesenheit und Konzentration vor Allah steht und mit dem Herzen genau fühlt, was man sagt und tut.[1]

Aber wenn wir auf unsere Gebete schauen und uns fragen, wie sehen diese aus? So werden nicht wenige von uns sich in einem oder mehreren der folgenden Punkte wieder finden.

„Ich gehe mal eben beten“, so fängt nicht selten der Weg zum Gebet an. Die Zeit für das aktuelle Gebet ist auch schon bald wieder zu Ende, also erledigen wir das noch schnell. Außerdem fängt ja auch gleich die Serie im Fernsehen an (wahlweise die 2. Halbzeit beim Sport), es ist ja gerade Werbepause, die Freundin wollte gleich noch anrufen, man möchte pünktlich ins Internet, der Besuch kommt und man ist doch noch gar nicht fertig mit Kochen und Backen… Im Gebet sind wir dann durch  den Alltag abgelenkt, uns fällt ein, was noch zu erledigen ist, was wir außerdem unbedingt unseren Freunden erzählen müssen, der Stress und der Ärger, den wir in der Arbeit hatten kommt wieder hoch, das Handy klingelt (wer könnte das sein und was möchte er?) und sowieso – wieso muss der Nachbar gerade jetzt laut Musik hören?

Was für ein Gefühl bleibt nach so einem Gebet in uns übrig? Im schlechtesten Fall das Gefühl, dass man doch immerhin ein inneres Häkchen auf der to-do-Liste setzen kann. Im besten Fall ein Gefühl der eigenen Unzufriedenheit und Traurigkeit. In beiden Fällen wird das Gebet meistens mit der Zeit zu einer Last und Nachlässigkeiten schleichen sich ein.

Allah, unser Schöpfer, Der uns besser kennt als jeder andere, sagt uns im Quran, wieso dies so ist: „Und nehmt eure Zuflucht zur Geduld und zum Gebet. Siehe, dies ist fürwahr schwer, außer für die Demütigen (khāschi´ ūn).“ (2:45) – uns fehlt die Demut im Gebet und vielleicht auch die Geduld, etwas für diese Demut zu tun.

Das Gebet ist die zweite Säule im Islam, nach der innerlichen Bezeugung und der nach außen hin verbalen Bekundung, der Schahada. Nicht allein diese Stellung verdeutlicht die Wichtigkeit des Gebetes. Auch ist es im Vergleich zu den anderen drei Säulen – dem Fasten, der Zakat und der Pilgerfahrt – ein Gottesdienst, der sich nicht auf wenige Momente, Tage, Wochen im Jahr beschränkt, sondern täglich mehrmals von uns gefordert wird. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Menschen am Tage der Auferstehung als erstes Rechenschaft über die Verrichtung der Gebete ablegen werden.[2]

Der Sinn und Zweck dieses irdischen Lebens ist uns klar und deutlich mitgeteilt worden: „Und Ich habe die Dschinn und die Menschen nur darum erschaffen, damit sie Mir dienen.“ (51:56). Der Alltag mit all seinen Pflichten, aber auch Vergnügungen, ist nicht das Ziel im diesseitigen Leben und so kann die Konsequenz auch nur jene sein, dass das uns täglich auferlegte Gebet unseren Tag strukturiert. Wir schaffen nicht ein bisschen Platz für die Gebete im Alltag, sondern verschaffen dem Alltag ein bisschen Platz zwischen den Gebeten.

Allah sagt im Quran ebenso: „Wahrlich, erfolgreich sind die Gläubigen, die in ihren Gebeten voller Demut sind.“ (23:1-2). Das Gebet ist demnach nicht nur eine Pflicht, die erfüllt werden muss. Das Gebet verspricht Wohlergehen und Ruhe im Herzen. In einer Überlieferung sagt der Prophet (Allahs Segen und Friede seien auf ihm): „Lass uns Ruhe durch das Gebet finden, O Bilal.“ (überliefert nach Abu Dawud). Im Gebet stehen wir vor Allah und niemand sonst kann uns so milde, barmherzig und gnädig gegenüber treten wie Er. Wir sprechen mindestens 17-mal am Tag den folgenden Vers: „…Dir allein dienen wir und Dich allein bitten wir um Hilfe.“ (1:5), aber trotzdem lassen wir uns von unseren Problemen und Schwächen im Gebet ablenken, anstatt darin den Schlüssel zur Lösung der selbigen zu sehen.

Auch wenn es bisher noch nicht deutlich ausgesprochen wurde, so muss gesagt werden, dass nach Ansicht der Gelehrten Demut im Gebet insofern verpflichtend ist, als dass auch nur jene Teile des Gebetes, die mit Demut, d.h. in Konzentration, verrichtet wurden, angenommen werden: „Ein Diener betet und es wird nichts anderes angerechnet außer ein Zehntel des Gebetes oder ein Achtel oder ein Siebtel oder ein Sechstel oder ein Fünftel oder ein Viertel oder ein Drittel oder die Hälfte.“ (überliefert nach Imam Ahmad). Möchten wir wirklich mit dem Gefühl aufstehen, dass wir vielleicht zu 9/10 im Gebet abwesend waren und etwas höher und wichtiger erachteten als Allah?

Was können wir nun dafür tun, Demut im Gebet zu erlangen? Demut ist keine Angelegenheit, die man einfach hat oder nicht. Wir müssen Allah darum bitten, bitten, bitten und immer wieder bitten. Und wer dieses besondere Geschenk von Ihm erhält sollte weiter bitten, um es nicht wieder zu verlieren. Jedoch können wir auch selber aktiv werden, um diesen Wunsch zu unterstützen. Einige vor allem äußere Aspekte lassen sich leichter umsetzen. Wir können darauf schauen, dass störende Faktoren minimiert werden. Dazu gehört u.a. die Wahl eines ruhigen Gebetsplatzes, das Ausschalten von Radio, Fernseher und auch Handy, gegebenenfalls auch das Schließen von Fenstern und Türen. Auch visuelle Reize können uns im Gebet stören. Daher sollte darauf geachtet werden, dass nichts unsere Blicke im Gebet auf sich zieht, indem man diese Dinge wegräumt, um- oder abhängt. Aus einem Hadith[3] wissen wir über den Propheten (Allahs Segen und Friede seien auf ihm), dass ihn schon das Muster auf seiner Kleidung im Gebet störte und heute ist es nicht selten das Muster des Gebetsteppichs, das unsere Aufmerksamkeit erregt. In diesem Fall können schlichte Kleidung und musterlose Teppiche Abhilfe schaffen. Auch empfiehlt der Prophet in verschiedenen Überlieferungen nicht zu beten, wenn das Essen bereit steht, man zur Toilette gehen muss[4] oder man müde ist[5], sondern in diesen Fällen erst den menschlichen Bedürfnissen Rechnung zu tragen. Andere Aspekte verlangen von uns vor allem auch eine innere Veränderung, das Bewusstwerden und das in Einklang bringen von Handlung und Herz. Diese Veränderungen können teilweise nur vorgenommen werden, wenn wir dabei gegen unsere eigenen Schwächen kämpfen. Wir müssen zuallererst den Dingen in unserem Leben ihre entsprechende Bedeutung beimessen, Weltliches relativieren und die gottesdienstlichen Handlungen in den Mittelpunkt rücken und ihnen den Eifer und Elan widmen, den wir sonst so manch einem unserer Hobbys zukommen lassen.

Die Unterbrechung des Alltags und die Hinwendung zu Allah beginnen nicht erst mit dem Heben der Hände zum Takbir (das Sprechen der Worte „Allahu akbar“). Das Gebet beginnt bereits mit den ersten Schritten, die wir unternehmen, um die Gebetswaschung (Wudhu) zu vollziehen. Wir sollten nicht nachlässig dabei sein, denn Wudhu ist der Zugang zum Gebet, ohne die rituelle Reinheit wird jedes Gebet ungültig bleiben. Wir sollten uns bewusst machen, dass dies nicht nur eine äußerliche Reinigung ist, sondern auch eine innere Säuberung. Wer sich Zeit für Wudhu nimmt  hat auch mehr Zeit, um sich vom Alltag zu entfernen.

Alle Muslime in der Welt richten sich im Gebet gen Mekka. Damit sich nicht nur unser Körper auf die Kaaba ausrichtet, sondern auch das Herz, kann es hilfreich sein, sich die Vorstellungen von Hatim Assam (Allahs Wohlgefallen auf ihm) zu Eigen zu machen: „So stelle ich mir vor meinen Augen die Ka´ba vor, unter meinen Füßen die Brücke (sirat) über die Hölle ins Paradies, zu meiner Rechten das Paradies, zu meiner Linken die Hölle und hinter mir läuft der Todesengel her. Ich stelle mir vor, der Prophet beobachtet mich im Gebet und ich denke, dass dies mein letztes Gebet in dieser Welt ist.“

Die mit am meisten wiederholten Worte im Gebet sind: „Allahu akbar“, wir müssen uns deren Bedeutung immer wieder klar vor Augen führen: „Gott ist größer – größer als alles andere“. Wenn wir diese Worte sprechen, dann kann und darf in diesem Moment auch nichts wichtiger und größer sein als das Gespräch mit unserem Herrn. Schweifen wir jedoch mit unseren Gedanken absichtlich ab, dann heißt das im Grunde nichts anderes, als dass es etwas gibt, das für uns mehr wert ist, sich damit zu beschäftigen.

Wenn wir rezitieren, so rezitieren wir die Worte Allahs. Auch dies sollte mit Respekt und Demut vollzogen werden. Und wir treten dabei mit Allah in Interaktion, vor allem in der Sure al-Fatiha, über die es folgende Überlieferung gibt: Der Prophet (Allahs Segen und Friede seien auf ihm) sagte: „Allah, der Gepriesene und Erhabene, sagte: ‚Ich habe das Gebet zwischen Mir und Meinem Diener geteilt, in zwei Hälften, und Mein Diener soll bekommen, wofür er bittet.’ Wenn der Diener: ‚Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Welten’ sagt, sagt Allah: ‚Mein Diener hat Mich gelobt’. Wenn der Diener: ‚dem All-erbarmer, dem Barmherzigen’ sagt, sagt Allah: ‚Mein Diener hat Mich gepriesen’. Wenn der Diener: ‚dem Herrscher am Tage des Gerichts’ sagt, sagt Allah: ‚Mein Diener hat Mich gerühmt’. Wenn der Diener: ‚Dir (allein) dienen wir, und Dich (allein) bitten wir um Hilfe’ sagt, sagt Allah: ‚Dies ist zwischen Mir und Meinem Diener, und Mein Diener soll bekommen, wofür er bittet’. Wenn der Diener: ‚Führe uns den geraden Weg, den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, nicht (den Weg) derer, die (Deinen) Zorn erregt haben, und nicht (den Weg) der Irregehenden’ sagt, sagt Allah: ‚All dies ist für Meinen Diener, und Mein Diener soll bekommen, wofür er bittet.’“ (überliefert u.a. nach Muslim). Wer würde dabei seinem Herrn ins Wort fallen wollen, nur weil er fertig werden möchte?

Der Quran wurde nicht offenbart, damit wir einfach etwas zu sagen haben im Gebet, nein – wir sollen über Seine Worte nachdenken, sie zur Mahnung nehmen, als Orientierung und Richtschnur. Dies kann man nur, wenn man sich mit dem Lesen nicht übereilt, sondern mit Bedacht rezitiert und Pausen macht, um über die Bedeutung nachzusinnen. Auch sollten wir es uns nicht zu einer Gewohnheit werden lassen, stets nur die gleichen Suren zu rezitieren (und zumeist die ganz kurzen). Lieber sollten wir es uns zur Gewohnheit machen, dass wir uns bemühen, mehr und mehr vom Quran auswendig zu lernen.

Wurde Demut bisher vor allem als eine geistige Anwesenheit beschrieben, so geht dies auch einher mit der Demut des Körpers. Der Prophet (Allahs Segen und Friede seien auf ihm) hat uns davor gewarnt, mit dem Blick im Gebet abzuschweifen oder ihn gar gen Himmel zu richten, genauso warnte er davor, mit der Kleidung zu spielen. Aber vor allem warnte er davor, die Beugung (ruku´) und die Niederwerfung (sudschud) mit der fehlenden Ruhe auszuführen. In einer Überlieferung heißt es dazu: Der Gesandte Allahs (Allahs Segen und Friede seien auf ihm) betrat die Moschee und nach ihm kam ein Mann herein und betete. Danach grüßte dieser den Propheten mit dem Salam; der Prophet erwiderte den Salam und sagte zu ihm: „Gehe zurück und bete, denn du hast nicht gebetet!“ Der Mann ging zurück und betete genauso, wie er zuvor gebetet hatte. Anschließend kam er zum Propheten und grüßte ihn mit dem Salam; der Prophet erwiderte den Salam und sagte zu ihm: „Gehe zurück und bete, denn du hast nicht gebetet!“ (Und der Prophet wiederholte es dreimal). Der Mann sagte: „Bei Dem, Der dich mit der Wahrheit entsandt hat: ich weiß nicht, wie ich Besseres tun kann als dies. Belehre mich also!“ Darauf sagte der Prophet: „Wenn du dich zum Gebet hinstellst, eröffne das Gebet mit dem Takbir, dann rezitiere einige Verse aus dem Quran, die du auswendig gelernt hast, dann verbeuge dich in der Weise, dass du dies ruhig bis zum Ende ausführst, dann erhebe deinen Oberkörper in der Weise, dass dieser aufrecht wird, dann werfe dich in der Weise nieder, dass du die Niederwerfung bis zum Ende ruhig ausführst, dann richte deinen Oberkörper in der Weise auf, dass du die Sitzlage ruhig einnimmst und dies machst du im ganzen Gebet weiter!“ (überliefert nach Bukhari und Muslim). Wie viele von uns und wie oft würde der Prophet (Allahs Segen und Friede seien auf ihm) uns nun, wenn er heute bei uns wäre, zurückschicken, um das Gebet zu wiederholen auf Grund unserer hastigen Bewegungen? Die Beugung und die Niederwerfung sind Bewegungen der besonderen Hingabe und Demut und ihnen sollte die Zeit eingeräumt werden, die ihnen gebührt. Dies bedeutet, dass der Körper in jeder Position zur Ruhe kommt. Wenn wir für uns verinnerlichen, dass wir im Sudschud Allah am nächsten sind, dann würden wir wohl kaum noch den Drang verspüren, die Niederwerfung schnell beenden zu wollen.

Mit dem Salam ist das Gebet beendet, doch sollte man nun nicht fluchtartig aufspringen, als wollte man alles nur schnell hinter sich lassen. Neigt sich ein Treffen mit einem geliebten Menschen dem Ende zu, so können wir nur schwer voneinander lassen und ziehen den Abschied in die Länge, denn es gibt noch so viel zu sagen. Gleichfalls sollten wir das Gefühl der Demut aus dem Gebet mitnehmen und für weitere gute Taten nutzen. Wir sollten zunächst um Vergebung bitten, für die im Gebet begangenen Fehler (so auch für die nicht immerwährende Demut) und Allah bitten, dass wir Seiner in besserer Weise gedenken und Ihm in schönerer Art danken und dienen.

Wenn wir es, so Gott will und mit Seiner Hilfe, schaffen, diesen Weg zu gehen um tiefe Demut im Gebet zu erlangen, dann werden wir nicht erleichtert aus dem Gebet aufstehen und unser inneres Häkchen setzen, dann werden wir betrübt darüber sein, dass das Treffen mit Allah vorbei ist und wir werden uns danach sehnen, das nächste Gebet verrichten zu dürfen. Wir werden uns fragen, ob unser Gebet angenommen wurde oder ob wir eine innere Stimme vernehmen sollten, die uns sagt: „Gehe zurück und verrichte das Gebet, denn du hast nicht gebetet“.

Amaly Hoffmann


[1] Ein Großteil der im Artikel dargestellten Hinweise und Quellen wurden aus dem Vor-trag über Demut im Gebet von Abdelhay Fadil entnommen. Diesen Vortrag kann man jedem Leser nur wärmstens empfehlen, denn er behandelt das Thema Demut umfassend und ist durch viele Beispiele und Überlieferungen sehr anschaulich, sehr persönlich gehalten. Möge Allah ihn für seine Bemühungen reichlich belohnen und möge Allah uns zu den glücklichen Muslimen gehören lassen, die das Gefühl der tiefen Demut im Gebet verspüren dürfen.

Der Vortrag ist zu finden auf der Internetseite:

http://www.data.islamiat.de/

[2] berichtet von at-Tabarani

[3] überliefert u.a. bei Bukhari und Muslim

[4] beides überliefert u.a. bei Muslim

[5] überliefert bei Bukhari